Laufbekleidung im Winter
Die richtige Winterlaufbekleidung wählen
Benötigst du im Winter spezielle Laufbekleidung? Welche Vorteile bietet Winterlaufbekleidung ambitionierten Läufern?
Die kalte Winterjahreszeit stellt an uns Läufer andere Herausforderungen als der Frühling, Sommer oder Herbst. Wenn die Tage kürzer und kälter sind, sollte auch die Garderobe entsprechend angepasst werden. Spezielle Winterlaufbekleidung hilft Aktiven, besser durch den Winter zu kommen. Doch ist sie auch absolut notwendig?
Nicht unbedingt.
Joggen im Winter ohne spezielle Winterlaufbekleidung
Selbst bin ich viele Jahre lang ohne spezielles Winter-Laufequipment draußen unterwegs gewesen. Selbst bei minus zehn oder fünfzehn Grad und einmal – in Kanada – sogar bei -22 Grad. Es bestand auch zu keinem Zeitpunkt Lebensgefahr oder auch nur die Gefahr der Unterkühlung. Finden im Winter die Laufsachen der Frühlings- und Herbstmonate ihren Einsatz, so muss dazu lediglich nach den Zwiebelprinzip / Zwiebelschichtenprinzip vorgegangen werden. Ziehst du über dein Laufshirt ein Sleeve und über das Sleeve ein weiteres, so schützen dich bereits drei Schichten vor der Kälte. Bei Minusgraden kann eine dünne Laufjacke die vierte Schicht bilden. Mehrere Schichten Laufbekleidung übereinander bieten einen hervorragenden Schutz und sind trotzdem noch atmungsaktiv. Fröstelst du zu Beginn des Laufs leicht, so bist du optimal eingepackt – denn schließlich wird es einem beim Laufen nach und nach wärmer.
Eine Long Tight (= lange Laufhose) schützt die Beine, etwas dickere Laufsocken helfen dabei, die Füße ausreichend warm zu halten und die Sommerlaufschuhe können auch im Winter gute Dienste leisten. Eine Mütze schützt den Kopf bzw. die Ohren und wer die Hände nicht im Sleeve versenken möchte, streift sich ein Paar Handschuhe über.
Spezielle Laufbekleidung im Winter
Andererseits gibt es auch gute Gründe, sich für ein spezielles Winterlauf-Equipment zu entscheiden. Insbesondere wer sich auch im Winter nicht mit karger Laufkost bescheidet und nur ein- bis zwei Mal wöchentlich die Laufschuhe schnürt, weiß den Komfort von Winterlaufbekleidung zu schätzen. Ja, klar… „nur die Harten kommen in den Garten“ klingt absolut beeindruckend beim Laufstammtisch. Aber spätestens wenn einem der Wind um die Ohren pfeift, womöglich begleitet von wunderschönen Schneeflocken, die sich erst sanft auf der Bekleidung niederlassen, dann aber aufgrund der Körperwärme tauen. Wenn die Füße nicht nur kalt, sondern auch nass sind und sich die Situation mit jedem weiteren Schritt nicht unbedingt bessert. Wenn die Brustwarzen von der Kälte hart werden und unangenehm gegen den Stoff reiben. Dann, ja dann kommt auch manch harter Bursche schon mal ins Grübeln.
Letztendlich stellt sich natürlich auch die Frage, wo die Laufstrecken des jeweiligen Läufers liegen. Wer in den Mittelgebirgen unterwegs ist, für den stellen sich andere Anforderungen als für den Urban-Runner, dessen Laufstrecke durch die Straßenschluchten führt.
Es wird im Winter zudem sehr viel früher dunkel und damit stellt sich für alle, die ihre Läufe nicht bei Tageslicht durchführen können, außerdem die Fragen nach dem „Sehen und Gesehen werden“. Damit ist nicht unbedingt gemeint, mit der allerneusten Kollektion aufzulaufen, sondern vielmehr Laufbekleidung zu tragen, die ausreichend reflektiert und durch sinnvolle Dinge wie eine Stirnlampe zu ergänzen, wenn der Lauf durch Dunkelheit führt.
All diese Überlegungen boten für RUNNING LIFE Anlass genug, einmal einige Bekleidungsstücke aus dem Winter-Laufpaket von Kalenji auszuprobieren.
Gehen wir von unten nach oben vor:
Winterlaufschuhe
Bei den Winterlaufschuhen haben wir erst kürzlich den Cloudrunner der ON Running Winteredition getestet und daher darauf verzichtet, den Kalenji Kiprun MD AW auszuprobieren. Letzterer kostet übrigens mit einer UVP von € 84,90 nur knapp halb so viel wie der Cloudrunner
Winterlaufhose
Winterlaufhosen unterscheiden sich in der Regel durch das dünne Innenfutter von einer normalen Laufhose und wärmen die Beine besser als Laufhosen der Frühling-/Sommerkollektion. Auch wenn Läufer an den Beinen meist nicht so schnell frieren, schützt ein Mehr an Wärme zugleich auch die (Knie-)Gelenke.
Funktionsunterhemd und Langarmshirt
Das langärmlige Funktionsunterhemd wird als erste Schicht auf dem Oberkörper getragen, ist atmungsaktiv und ohne seitliche Nähte.
Darüber findet das Langarmshirt seinen Platz, das gut isoliert und zugleich die Nässe von außen abhält.
Winterlaufjacke
Bieten Funktionsunterhemd und Langarmshirt wegen niedriger Außentemperaturen nicht ausreichend Isolierung, so kann darüber die Laufjacke Evolutiv getragen werden. Sie verfügt über ein Ventilationssystem: am Rücken sind horizontale Lüftungsschlitze integriert, im Bauch-/Brustbereich lässt sich die Jacke bei Bedarf über vertikale Reißverschlüsse öffnen, um so eine bessere Wärmefluktuation zu erzielen. Das Softshell-Material hat sich bei unserem Testlauf im Regen als wasserabweisend erwiesen und bei einem weiteren Lauf bei Sturmstärke Mitte Dezember den Wind erfolgreich außen vor gelassen. Somit ließ sich der Windchill-Effekt auf ein Minimum reduzieren.
Wem das noch nicht ausreichend Winterlauf-Komfort bietet, der kann alternativ auf die Laufjacke Elektro Warm zurückgreifen. Ein elektrisches Heizsystem, welches in den Rückenbereich der Laufjacke integriert ist, sorgt für Wärme. Wir haben diese Laufjacke allerdings nicht getestet. Hier wärmen den Läufer Elektromatten, welche an eine in die Jacke integrierte Batterie angeschlossen sind. Bei voller Aufladung reicht die Batterie für acht Heizzyklen von je 15 Minuten. Die Heizfunktion lässt sich über einen Knopf unten an der Jacke ein- und wieder ausschalten.
Außerdem haben wir folgendes Laufzubehör getestet:
Laufhandschuhe für den Winter
Als Laufhandschuhe waren dem nachfolgend beschriebenen Laufset Isolate Fingerhandschuhe für die Mid-Saison beigefügt. Beim Testlauf bei sehr kaltem Wind wärmten sie in der Anfangsphase des Laufs nicht ausreichend, so dass die Finger trotzdem kalt wurden. Durch die natürliche Erwärmung des Körpers war nach einigen Laufkilometern die gefühlte Handtemperatur dann stimmig.
Wer es wärmer bevorzugt, sollte einen Blick auf die Laufhandschuhe Evolutiv werfen, die über eine Besonderheit verfügen:
Es ist ein Wechsel vom Fingerhandschuh zum Fäustling möglich. Denn der Stoff für die Fäustlinge lässt sich in einer kleinen Tasche auf Handgelenkshöhe verstauen. Bei niedrigen Temperaturen ist es möglich den Fäustlingsstoff über die Finger ziehen und diese damit zusätzlich zu wärmen.
Laufset „Isolate“: Laufhandschuhe, Laufmütze, Multifunktionsband
Im Laufset Isolate sind neben den Mid-Saison Laufhandschuhen zusätzlich eine Laufmütze sowie ein Multifunktionsband enthalten, welches sich auch als Schal eignet.
Lauflampe / Schirmmütze mit integrierter Beleuchtung
Statt der Lauflampe Runlight haben wir eine Schirmmütze mit integrierter Lampe ausprobiert. Solange die Temperaturen nicht so niedrig sind, dass die Ohren sich über einen zusätzlichen Schutz freuen (oder wer sich zusätzlich das Ohren schützende Laufstirnband für € 5 gönnt) ist die Schirmmütze eine interessante Alternative. Im Visier sind vier LED-Leuchten integriert, mit denen man im Dunkeln gut gesehen wird. Wer allerdings auf dunklen Waldwegen läuft und mehr Beleuchtung wünscht, sollte sich wohl eher mit der Anschaffung einer Lauflampe anfreunden.
Was kostet die Winter-Laufausstattung?
Wir haben nicht das komplette Angebotssortiment ausprobiert. So hatten wir unter anderem auf die Winterlaufschuhe Kiprun MD AW, die beheizbare sowie die wasserdichte Laufjacke und die Lauflampe verzichtet. Trotzdem kam ein Gesamtpaket zusammen, mit dem sich wunderbar durch die kalte Jahreszeit laufen lässt:
Accessoire | UVP (in €) |
Laufjacke Kiprun Evolutiv | 59,90 |
Langarmshirt Kiprun Warm | 49,90 |
Winterlaufhose Kiprun Warm | 49,90 |
Laufset Isolate – bestehend aus:
|
19,90 |
Schirmmütze mit integrierter Lampe | 19,90 |
Summe: | 199,50 |
Fazit
Ist das nun teuer oder günstig?
Hier gehen die Meinungen wohl auseinander. Sicher: beim Discounter bekommt man zumindest einen Teil der hier vorgestellten Winterlaufbekleidung bereits im Spätherbst zu einem deutlich günstigeren Preis. Inklusive der oft schlechten Passform und den häufig auftretenden Problemen mit den Reißverschlüssen.
Wer die Winterlaufbekleidung aus der Kalenji Kiprun-Serie in den Händen hält, dem wird sehr schnell klar, dass hier hochwertige Materialien verarbeitet wurden. Spätestens beim Anprobieren merkt man, dass bezüglich der Passform und dem Tragekomfort Welten zwischen der Discountware und solch hochwertiger Laufbekleidung liegen.
Wer nicht um jeden Preis mit dem Trend gehen möchte und die jeweils aktuelle Kollektion auf der Haut tragen muss, der kann das Winterlaufbekleidungs-Set – einmal angeschafft – sicherlich 4 Jahre (oder länger) verwenden. Bei vier Läufen pro Woche und fünf kalten Monaten pro Jahr kostet das pro Winterlauf ca. 60 Cent bzw. pro Wintermonat um die 10 Euro. Es gibt wohl weitaus sinnlosere Arten, sein Geld zu investieren.
[Autor: S. Lung]