Running Free | Frei Joggen | Frei Laufen
Die Freiheit, ohne unnötigen Ballast joggen zu gehen, scheint zuletzt immer mehr eingeschränkt zu werden. Dabei braucht es dafür nicht viel – es ist die Freiheit der Entscheidung, die Freiheit jedes Einzelnen selbst zu entscheiden, wie viel er sich zumuten möchte und worauf er/sie verzichten kann.
Weniger ist eine Möglichkeit
In Zeiten, wo alles mehr, schneller, größer und besser werden muss wirkt es womöglich altbacken, die Notbremse zu ziehen und laut zu rufen: Stop!
Benötigt der moderne Läufer von heute neben der Funktionsbekleidung und den Laufschuhen wirklich immer und bei jeder Gelegenheit den mp3-Player, GPS-Laufuhr, die neuste ohne-UV-Schutz-400-werde-ich-erblinden-Sonnenbrille, die Kompressionsstrümpfe oder einen Bauchgürtel?
Ist er ohne die allerneuste App seines iPhones oder Android-Handys so hoffnungslos verloren, dass er weder den Weg von zu Hause weg, geschweige denn den Weg zurück findet? Ist es von existentieller Wichtigkeit, dass solche Apps nicht nur auf 0,1 Meter Genauigkeit die exakt gelaufene Distanz ermitteln, die persönliche Stimmung in jeder einzelnen Sekunde des Laufs dokumentieren, wie viele Schritte gemacht oder wie oft geblinzelt wurde? Sondern dass sie das persönliche Bluthochdruck-, Diabetes-, Depressions- und Herzinfarkt-Risiko gleich noch dazu erfassen, um es in Echtzeit samt der genauen Geo-Daten auf einen Server von Apple oder Google in den USA zu senden – sofern die NSA dem nicht zuvorkommt, und die Informationen abfängt?
Es regt sich Widerstand und der Mut, laut zu sagen, Nein!
Manche Läufer schleppen dermaßen viel Ausrüstung mit sich herum, dass es wundersam erscheint, wie sie noch einen Fuß vor den anderen setzen können, ohne damit zu beginnen, orientierungslos im Kreis zu taumeln.
Running Free
bezeichnet in diesem Sinne keine innovative Produktkampagne eines Herstellers, sondern die bewusste Entscheidung, frei von unnötigen Zwängen zu laufen. Kennst du das Gefühl, wenn die Informationen von allen Seiten auf dich einstürmen, wenn das Radio läuft, der Fernseher eingeschaltet ist, das Telefon oder Handy klingelt oder ein anderer Ton freudig den Eingang der siebenundneunzigstens E-Mail seit dem Frühstück verkündet (über 70 davon waren SPAM…)?
Bietet nicht gerade der Dauerlauf die Möglichkeit, dieser Omnipräsenz einmal für einige Zeit zu entkommen, seine Sinne zu öffnen, den Sonnenschein oder auch nur die Intensität eines Regengusses zu genießen, womöglich gar das Zwitschern der Vögel bei einem erfrischenden und intensiven Lauf durch den Wald?
Joggen bietet die Chance, den Kopf frei zu bekommen
Läufer laufen aus den unterschiedlichsten Gründen. Um abzunehmen, um etwas für ihre Gesundheit zu tun, für Wettkämpfe zu trainieren und vieles mehr. Wie auch immer deine persönlichen Gründe aussehen, bietet sich dir immer auch die Chance, den ganzen Alltag einmal für eine halbe Stunde, eine Stunde, mehrere Stunden hinter dir zu lassen. Die Gedanken schweifen der Kopf wird frei, neue Ideen haben die Chance, sich zu entfalten und manchmal werden auch ganz von selbst kreative Antworten für Probleme gefunden, an deren Lösung man sich lange vehement verbissen hat.
Diese Chance auf mentale Erholung wird oft leichtfertig verspielt, wenn man all die übliche Reizüberflutung mitschleppt ins Lauftraining.
Running Free bedeutet nicht mehr – aber auch nicht weniger – als den Dingen ihren Lauf zu lassen.