Blasen vom Joggen
Blasen an den Füßen sind ein lästiges Übel. Wie kannst du vorbeugen und was ist zu tun, wenn sie trotzdem auftreten?
Eigentlich mag ich Blasen. Seifenblasen zum Beispiel, oder Luftblasen im Schaumbad. Weniger toll sind Finanzblasen und solche an den Füßen – sie sind ein verzichtbares Übel. Zwar habe ich das Glück, diesbezüglich nicht besonders empfindsam zu sein, letzten Herbst probierte ich allerdings neue Laufschuhe aus, die innen eine Fütterung aus weichem Leder aufwiesen. Die ersten Kilometer war ich unvoreingenommen begeistert. Es waren Lightwight-Laufschuhe mit geringem Gewicht aber einer exzellentem Dämpfung sowie sehr gutem Seitenhalt. Es war nahezu unmöglich, in diesen Schuhen langsam oder auch nur in einem normalen Tempo zu laufen – sie verführten schlicht und ergreifend dazu, Gas zu geben.
Da neue Laufschuhe idealer Weise eingelaufen werden sollten, stand nur ein 10km-Lauf auf der Tagesordnung. Nach dreieinhalb Kilometer spürte ich ein ungewohntes Gefühl an den Füßen. Nach vier Kilometern kristallisierte sich heraus, dass es sich nicht um Einbildung handelte und ungefähr nach der Hälfte der Laufstrecke stoppte ich die Uhr, schlüpfte aus den Schuhe und bewunderte große Blasen an beiden Fersen. Sehr große Blasen. So große hatte ich noch nie. Das Problem stand im Raum und war nicht einfach so wegzudiskutieren. Leider auch nicht die Tatsache, dass ich nun irgendwie wieder zurückkommen musste und in Anbetracht der vielen geschotterten Wege bestimmt nicht vor hatte, das barfuß zu tun.
Das Ergebnis nach zehn Kilometern war, dass die ehemals weißen Laufsocken im Fersenbereich einen zarten aber ausufernden Rosaton angenommen hatten und mein Kiefer sich vom vielen Zähne-Zusammenbeißen ein wenig taub anfühlte. Jaja, schon klar: nur die Harten kommen in den Garten usw. usw..
Leider fühlte ich mich gerade nicht wirklich als Mitglied dieser erlesenen Gilde sondern eher ziemlich besch…eiden.
Wie kommt es beim Laufen zu Fußblasen?
Die Antwort ist naheliegend: durch Druck oder Reibung. Liegen die Laufschuhe nicht gut am Fuß an und/oder sind sie zu eng, so entsteht schnell Reibung und durch diese Reibung entstehen wiederum leicht Fußblasen. Vorstehender Erfahrungsbericht zeigt, dass die Auskleidung mit weichem Leder sich zwar zunächst gut anfühlte, ich damit aber leider nicht klar kam.
Doch auch wenn es an den Laufschuhen eigentlich nichts zu beanstanden gibt, finden sich andere Gefahrenquellen. Selbst Laufschuhe, die bereits eingelaufen wurden, können Fußblasen verursachen, wenn sie nass geworden sind und trotzdem weitergelaufen werden muss. Sind die Laufschuhe hingegen noch nicht oder nicht richtig eingelaufen worden, so solltest du dir gut überlegen, damit längere Strecken zu laufen. Eine Bekannte hatte sich auf der Marathonmesse ein paar neue Laufschuhe gegönnt und ist am nächsten Tag mit eben diesen Schuhen beim Marathon gestartet. Unklar ist, ob die korrekte Reaktion die ist, sie wegen ihres Mutes zu bewundern, oder eher fassungslos den Kopf zu schütteln. Selbst würde ich mich das nicht trauen – zu hoch ist das Risiko, wegen der nicht eingelaufenen Laufschuhe zu scheitern.
Wie bilden sich die Blasen eigentlich?
Bei zu engen, nassen, nicht eingelaufenen oder ggf. auch speziell ausgekleideten Laufschuhen reizt das Material über einen längeren Zeitraum hinweg die immer gleichen Stellen unter der Lederhaut. Der Körper versucht, den durch die Reibung entstehenden Schmerz dadurch abzupuffern, dass er eine Blase bildet, in der sich Gewebsflüssigkeit ansammelt. Sozusagen eine Art „Airbag“. Werden außerdem Gefäße verletzt, so kann zusätzlich Blut in die Blase eindringen und sich eine so genannte Blutblase bilden. Wie es bei Verletzungen stets der Fall ist, sind sie mit Schmerzen verbunden – so weist der Körper auf die Verletzung hin und fordert sozusagen zur Schonung der betroffenen Stellen auf.
Wie lässt sich der Blasenbildung vorbeugen?
- Wichtig sind gut sitzende Laufschuhe, die zunächst auf kürzeren Strecken eingelaufen werden sollten.
- Während Läufer in den 80er Jahren häufig ihre Laufschuhe noch eine halbe bis eine Nummer zu klein gekauft haben, um zu verhindern, in den Laufschuhen zu „schwimmen“, werden heutzutage Laufschuhe ca. eine halbe Nummer größer getragen als normale Straßenschuhe.
- Einen gewissen Schutz gegen Blasenbildung bieten auch gute Laufsocken, die ohne Nähte und an den Problembereichen etwas dicker gehalten sind. So ist einerseits an den dünneren Stellen eine gewisse Luftzirkulation gewährleistet, andererseits werden sensible Bereiche besser geschützt.
- Wer zu Blasenbildung neigt und regelmäßig an Problemstellen Blasen bekommt, kann diese Stellen mit speziellen Tape-Pflastern schützen.
- Auch eine gute Fußpflege mit Fußcreme oder Vaseline kann vorbeugend helfen. Allerdings sollte die Creme nicht direkt vor dem Lauftraining aufgebracht werden, da viele Läufer das Gefühl als unangenehm empfinden und zu stärkerem Schwitzen an den Füßen neigen.
Was kannst du tun, wenn sich mitten im Lauftraining eine Blase bildet?
Eine einfache Frage, zu der es leider keine einfache Antwort gibt. Häufig lautet die Expertenmeinung dazu, sein Lauftraining sofort abzubrechen, denn wer trotzdem weiterläuft, verschlimmert nicht nur die Schmerzen, sondern auch die Gewebeverletzung.
Der Tipp ist gut, aber in der Praxis leider oft realitätsfremd. Wer nicht gerade in der Stadt läuft und die Möglichkeit hat, mal eben schnell in den Bus oder die U-Bahn zu hüpfen, wer nicht zufällig gerade dort eine Blasenbildung bemerkt, wo gleich um die Ecke ein Freund wohnt, der ihn (oder sie) nach Hause fahren kann, der hat schlechte Karten. Denn das Lauftraining bringt es mit sich, oft viele Kilometer von zu Hause entfernt zu sein. Da immer mehr Läufer nicht mehr ohne ihr Smartphone die Laufstrecken unsicher machen, bietet sich ggf. die Möglichkeit, auf diesem Wege Hilfe zu rufen.
Theoretisch ist es möglich, die von der Blasenbildung betroffene Stelle mit fest sitzendem Leukoplast abzukleben und so zu schützen. Das ermöglicht meist eine weitgehend schmerzfreie Fortsetzung des Laufs.
Selbst führe ich beim Laufen allerdings nur ein Minimum an Equipment mit – dazu gehören weder Smartphone noch Leukoplast.
Wie lassen sich Blasen behandeln?
Während die einen darauf schwören, die Blase mit einer sterilen Nadel anzustechen und die Flüssigkeit ablaufen zu lassen, rufen die anderen bloß nicht und empfehlen, so lange zu warten, bis die Blase von selbst aufgeht bzw. austrocknet.
Die Blase geschlossen zu lassen bietet den Vorteil, dass so keine Keime in die Wunde gelangen können. Zudem können Wasser oder Luft, welche in eine geöffnete Blase gelangen, heftige Schmerzen auslösen.
Hingegen weisen die Befürworter des Blasenstechens gerne darauf hin, dass es den Heilungsprozess verlängere, wenn die Blase geschlossen bliebe. Daher solle man sie besser aufstechen, die Flüssigkeit ablaufen lassen, die schlaffen Haut über der Blase nicht entfernen und den Bereich steril abdecken.
Es gibt übrigens spezielle Blasenpflaster, die gepolstert / wasserfest und zudem schmutzabweisen sind. Sie sind mit einem speziellen Gel ausgestattet, welches dazu beiträgt, die Wundheilung zu beschleunigen.