Herzklopfen - Lara Lauf

Herzklopfen

Manchmal passiert das Unvorhersehbare. Eben herrscht noch ganz normaler Alltag, plötzlich ist alles anders. Es war Liebe auf den ersten Blick. Und er fühlte sich gut an.

Ohne jetzt intime Details ausplaudern zu wollen lässt sich sagen, das einfach alles „passte“. Er sah (natürlich) gut aus – und es ist nicht so, dass das Aussehen für Frauen keine Rolle spielen würde. Das ist ein Gerücht, was von weniger hübschen Kerlen in die Welt gesetzt wurde, damit sie sich besser fühlen. Natürlich zählen für mich auch die inneren Werte, auf jeden Fall! Auch die schönste Verpackung bereichert das Leben nicht, wenn der Unterschied zwischen Erwartungen und Wirklichkeit zu groß ist. Aber ich quäle mich doch nicht in schöner Regelmäßigkeit beim Laufen ab, um mir eine halbwegs vorzeigbare Figur anzutrainieren und gucke mir einen aus, der nicht zu diesen Ansprüchen passt.

Bei den Herren der Schöpfung scheint das anders zu sein. Unvergessen mein Urlaub vor einigen Jahren in Ägypten. Zu einem Zeitpunkt, wo das Land noch verhältnismäßig sicher war. In der Ferienanlage gab es jede Menge Russen und die klassische Konstellation war: wunderschöne, wunderschlanke, wundererotische figurbetonte junge Frauen waren mit älteren, dicken, hässlichen Kerlen zusammen. Irgendwo habe ich einmal gelesen, dass das psychologisch Sinn mache. Denn der Mensch würde nach einem Partner mit ähnlicher Attraktivität suchen. Äääh? Beim Lesen des Artikels schüttelte ich zunächst verwundert den Kopf. Aber nachdem ich ihn fertig gelesen hatte, wurde einiges klarer: der Autor legte die Annahme zugrunde, dass Schönheit bei ihr und Vermögen bei ihm gleichwertige Attraktivitätsfaktoren wären und die Partner somit wunderbar zusammenpassten.

Ach so.
Mit anderen Worten: sie hat das Aussehen, um edle Klamotten zu tragen und er das Geld, um sie ihr zu kaufen. Über den Preis, den sie dafür zu zahlen bereit war, wollte ich lieber nicht allzu intensiv nachdenken. Aber ich schweife ab.

Wo war ich? Ach ja: mein neuer Beau passte einfach perfekt zu mir. Der Anfang unserer Beziehung war stürmisch. Ich wollte fast täglich, auch wenn es manchmal doch anstrengend wurde. Aber so ist das eben zu Beginn, wenn alles neu, frisch, aufregend ist. Wenn man leicht wie auf Wolken läuft, die Welt einem farbenfroher, frischer, bunter erscheint. Diese wunderbare Zeit zwischen Neubeginn und Alltag.

Der Alltag kam. Der Alltag kommt immer. Früher oder später. Dann ist der Zeitpunkt gekommen, wenn man seine Beziehung überdenkt. Wenn man merkt, dass der zunächst so aufregende Partner ebenfalls Schwächen hat. Oder Schwächen bekommt. Abnutzungserscheinungen eben. Zunächst fiel mir auf, dass er weniger spritzig zugange war, dass – mit einem Wort – die Dämpfung nachließ.

Oft merkt man das nicht so schnell. Aber wer mehrere gleichzeitig am Laufen hat und somit den direkten Vergleich, dem fällt der Verschleiß schneller auf. Er war irgendwie auch nicht mehr so anregend wie zu Beginn. Am Anfang wollte ich ihn, erwähnte ich das schon?, fast täglich. Inzwischen reicht mir ein Mal die Woche, Tendenz: sinkend. Ich denke, es wir nicht mehr allzu lange dauern, bis ich ihn bestenfalls noch alle zwei Wochen fordern werde. Das klingt dramatisch, ist aber eigentlich kein so großes Drama, sondern verständlich. Auch Männer tauschen gerne irgendwann gegen ein jüngeres Modell aus. Warum sollte das in Zeiten der Gleichberechtigung nicht auch uns erlaubt sein?

Nicht lange danach folgten Knieschmerzen. Ich fand das unfair. Wo ich ihn doch, alles in allem, wirklich gut behandelte. Auf der Suche nach den Ursachen konzentrierte ich mich auf den unteren Teil, sozusagen den Bereich unterhalb der Gürtellinie. Ganz eingedellt sah er aus, richtig abgenutzt. Und überhaupt: die Sohlen… hatten die nicht vor nicht allzu langer Zeit noch deutlich mehr Profil? Und löst sie sich da unten links in der Ecke nicht ab? Ich geriet ins Grübeln. Mein ehemals so fescher Laufschuh hatte seine Halbwertszeit offenbar wirklich schon vor geraumer Zeit überschritten.

Zeit für einen Neuen!

Wer mir schreiben möchte, um mich zu ermutigen oder von seinen eigenen Erfahrungen zu berichten, kann das gerne an lara[-ät-]running-life.de tun – ich freue mich!

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