Ausgleichssport Läufer, Fitnessclub

Workout im Fitnessstudio für Läufer

Joggen, Laufen, einfach wunderbar. Aber wie sieht ein gelungenes Ausgleichstraining für Läufer aus?

Für Sportmediziner gehört es zum kleinen Einmaleins: wer eine Sportart intensiv betreibt, sollte sich beizeiten nach einem Ausgleichstraining umschauen. Denn die einseitige Belastung durch eine einzige Sportart ist auf Dauer auch nicht gesund für den eigenen Körper.

Schwimmen als Ausgleichssport für Läuferinnen

Schwimmen wird von vielen Frauen als die Sportart schlechthin angesehen – aber mal Hand aufs Herz: ich schwimme eine Bahn vor und bewundere dabei die wunderschönen Kacheln auf dem Boden des Schwimmbeckens. Ich schwimme eine Bahn zurück und genieße dieselben herrlichen Kacheln. Bei der nächsten Bahn bahnt die Monotonie erneut ihre Bahn und mir wird etwas schwurbelig im Kopf – im Übrigen hat diese Kachel da zwischen Nummer 53 und 55 einen Riss und bei jedem Überqueren wird mein Blick davon magisch angezogen. Also nee – das ist irgendwie nicht meins.

Radfahren als Ausgleichssport für Läufer

Radfahren wird Ausdauersportlern ebenfalls wärmstens empfohlen. Bewegung an der frischen Luft, genau wie beim Laufen. Eine tolle Sache – solange es nicht regnet, solange die Slicks vom Rennrad ausreichend Gripp haben. Mein Feeling? Eine rundherum gelungene Sache! Bis die ersten Autos auf der Landstraße mich mit 150 Sachen überholen – habe ich eigentlich eine Unfallversicherung? Oder zahlt in diesem Fall der Verursacher? Nützt da überhaupt noch eine Versicherung oder sollte ich gleich wesentliche Dinge mit in die Planung einbeziehen? Solche für die ganz große Tür? Klassisch im Sarg oder lieber Urnenbegräbnis? Friedhof oder Friedwald? Zu viele Entscheidungen, die das Ausdauer-Sportvergnügen trüben und einen ganz kopflastig werden lassen.

Fitnessclub für Läufer

Eine sicherere Alternative findet sich im Fitnessclub. Radergometer gibt es dort auch. Außerdem Stepper, Rudermaschinen, alles was das Herz begehrt. Und – face it, baby – diese hippen Fitnesstights, die so herrlich die Figur betonen, machen echt was her… Oder heißen sie Leggins? Nach meinen ersten Trainings komme ich allerdings ins Grübeln. Was ist der meisttrainiert Muskel im Fitnessclub? Ist es vielleicht der Bizeps? Oder der Trizeps? Bei Frauen vielleicht der Gesäß- oder Wadenmuskel? Aber nein, mitnichten!

Es ist der Augenmuskel und zwar geschlechterübergreifend. Egal ob Männlein oder Weiblein spätestens nach einem Satz wird das Smartphone in die Hand genommen und geprüft, was in der letzten Minute womöglich alles verpasst wurde. Wichtige Dinge, die anderswo stattgefunden haben. Denn überall ist es aufregender, wo wir nicht sind. Da huscht der Blick von oben nach unten, da eiern die Augäpfel von links nach rechts, da wird ein hurtiges Finger-Workout hingelegt dass der Touchscreen nur so raucht. Die Smartphone-Pause übersteigt die Workoutzeit um ein Vielfaches. Und wer keine Nachricht erhalten hat pausiert genauso lange. Denn gleich, gleich wird ein Texting eintreffen, eine SMS, eine Message über WhatsUp, ein Beweis, dass man noch geliebt wird und nicht vergessen wurde.

Die Augenmuskeln müssen Unglaubliches leisten – nicht nur im Fitnessclub. Es wird ihnen keine Pause gegönnt, keine Möglichkeit, abzuschalten und sich zu erholen. Sie werden permanent gefordert, sind trainiert wie kein anderer Muskel. Nicht mal bei der Fraktion der Steroid- und Anabolika Machos, die mir (und anderen Frauen) harte, sehr, sehr männliche Blicke zuwerfen, begegne ich ihnen im Gang oder verspritzen sie ihren Schweiß in diese gnadenlose Welt, direkt auf der Maschine neben mir. Testosteron liegt in der Luft, wenn ein dezentes Achselschweiß-Sniffing die kurze Zeitspanne zwischen der letzten Wiederholung und dem Griff zum Handy ausfüllt. Einer raunte mir mit rauer Stimme zu: „Good Body, Girl!“. Das schmeichelt meinem Ego – oder eher doch nicht? Es kommt ja nicht nur darauf an, was gesagt wird, sondern irgendwie auch wer es sagt. Da hilft es auch nicht, die Botschaft dezent im Gewand einer Fremdsprache zu verpacken. Sicherheitshalber wechsle ich die Maschine. Die im Nebenraum ist weit genug entfernt, um mein Sicherheitsbedürfnis zu befriedigen.

Überhaupt: Männer!
Deren Augenmuskeln werden wesentlich intensiver trainiert als die der Mädels. Checken sie doch nicht nur in kürzesten Abständen aktuelle Messages ab, sondern müssen sie obendrein noch ihre Umgebung im Blick behalten. Der klassische „ich check jetzt mal relaxed Brust-Po-Beine-Blick“. Oder war’s Beine-Brust-Po? Die Reihenfolge hat etwas mit der persönlichen Präferenz des Betrachters zu tun. Auffällig ist allerdings, wie stiefmütterlich das Gesicht behandelt wird – es erscheint im Ranking der (männlichen) Betrachter in aller Regel unverhältnismäßig weit hinten. Aber daran sind wir natürlich selbst schuld. Was zwängen wir uns auch in figurbetonende Lycrateile? Schlabberklamotten schützen besser vor übermäßigem Augentraining der anderen.

Fazit:
es ist hart, im Fitnessstudio zu trainieren. Wer dort nicht mindestens ein Mal pro Minute sein Handy abcheckt beweist, dass er Old School ist, unter einer untertrainierten Augenmuskulatur leidet und keine Freunde hat. Dass dafür mehr Zeit für das eigentliche Training bleibt, spielt irgendwie eine untergeordnete Rolle.


 

 

Wer mir schreiben möchte, um mich zu ermutigen oder von seinen eigenen Erfahrungen zu berichten, kann das gerne an lara[-ät-]running-life.de tun – ich freue mich!

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