Herzinfarkt durch Joggen

Herzinfarkt durch Joggen

Kann Joggen tödlich sein? Beim Joggen zu sterben gehört in der Regel nicht zu den Laufzielen eines Läufers, denn wer läuft, tut das meist im Bewusstsein, etwas Gutes für seine Gesundheit und Fitness zu tun.


Am 30. Dezember 2016 teilte die Schwäbische Zeitung auf der Titelseite mit:

Memminger OB (46) stirbt beim Joggen.
MEMMINGEN (dpa/sz) – Memmingens Oberbürgermeister Markus Kennerknecht (SPD) ist am Mittwoch überraschend verstorben. Der 46-jährige, ein Ausdauersportler und Triathlet, sei beim Joggen in seiner Heimatgemeinde Durach beim Kempten zusammengebrochen, teilte die Stadt am Donnerstag mit. Kennerknecht war erst seit 38 Tagen im Amt. Er war der Nachfolger von Ivo Holzinger (SPD), der zuvor 36 Jahre Memmingens Geschicke leitete.

Einmal davon abgesehen, dass ein ambitionierter Ausdauersportler wohl eher laufen geht und nicht joggt (mehr über den Unterschied zwischen Laufen und Joggen) überrascht, dass der Oberbürgermeister in so einem jungen Alter verstorben ist.

Was war passiert? Weitere Informationen wurden auf Seite 3 in Aussicht gestellt. Dort erfährt der Leser, dass Markus Kennerknecht voller Tatendrang sein neues Amt in Angriff genommen habe und nur 38 Tage sein Amt bekleidete, bevor er „beim Joggen […] einer Herzattacke erlegen“ sei. Im Nachruf erfährt der Leser zudem, dass die ganze Stadt unter Schockstarre stünde, der Oberbürgermeister Ehefrau und zwei Töchter hinterließe und das volle Zutrauen der Bürger genoss. Hingegen wird nicht näher darauf eingegangen, warum genau er gestorben ist und was mögliche Ursachen sein könnten. Ein Thema, welches gerade Läufer sicherlich brennend interessiert.

Normalerweise verfügen Ausdauersportler, die seit Jahren aktiv sind, über ein gut trainiertes Herz-Kreislaufsystem. Gerade bei ihnen denken die meisten wohl nicht zuerst daran, dass sie einem Herzinfarkt erliegen könnten.

Herzinfarkt durch Joggen - Ursachen

Gemäß der Deutschen Herzstiftung erliegen jedes Jahr in Deutschland mehrere hundert Menschen beim Sport einen plötzlichen Herztod. Fast immer sei dabei Kammerflimmern oder eine andere sogenannte Herzrhythmusstörung schuld. Bei einer Herzrhythmusstörung zieht sich der Herzmuskel nicht mehr synchron zusammen und der Blutkreislauf bricht zusammen. Dadurch wird das Gehirn nicht mehr ausreichend mit sauerstoffreichem Blut versorgt, so dass es innerhalb kürzester Zeit zu Bewusstlosigkeit und – bei fehlenden Gegenmaßnahmen – zum Tod kommt.

Wie lässt sich einem plötzlichen Herztod vorbeugen?

Bester Schutz ist, sich regelmäßig einer sportmedizinischen Untersuchung zu unterziehen. Denn häufig liegen Vorerkrankungen des Herzens vor. Während Betroffene im Alltag oft keinerlei Probleme haben, kann eine „hypertrophe Kardiomyopathie“ bei hoher körperlicher Belastung zu gefährlichen Herzrhythmusstörungen führen. Für Leistungssportler ist bei vielen Sportarten eine regelmäßige präventive sportmedizinische Untersuchung Pflicht.

Ursachen für einen Herztod beim Laufen

Neben den bereits erwähnten

  • Herzrhythmusstörungen können auch nicht auskurierte
  • Infekte einen plötzlichen Herztod verursachen. Wer beispielsweise eine Grippe hatte, sollte diese zunächst vollständig auskurieren. Doch wann ist ein Infekt auskuriert? Wer beim Laufen regelmäßig seine Pulswerte erfasst und in sein Online-Lauftagebuch einträgt, kann feststellen, dass sein Puls bei gleicher Belastung während eines Infekts höher ist, als vor dem Infekt. Da es nicht ratsam ist, bei nicht auskuriertem Infekt Laufen zu gehen, sollte der Ruhepuls verglichen werden. Denn während eines Infekts steigt nicht nur die Körpertemperatur an (Fieber), sondern auch der Ruhepuls.
  • Erbliche Vorbelastung: insbesondere wenn ein oder mehrere Familienmitglieder in jüngerem Lebensalter an einem Herztod gestorben sind, sollte man sich im Rahmen einer sportmedizinischen Untersuchung auf erblich bedingte Herzkrankheiten prüfen lassen.

Dem plötzlichen Herztod vorbeugen

Hundertprozentigen Schutz gibt es nicht. Trotzdem können eine Reihe von Maßnahmen ergriffen werden, um das Risiko zu minimieren:

  1. Wer längere Zeit keinen Sport getrieben hat oder über 35 Jahre alt ist, sollte sich vor dem Laufeinstieg bzw. Laufwiedereinstieg ärztlich durchchecken lassen. Denn bei (Wieder-)Einsteigern ist das Risiko für einen plötzlichen Herztod besonders groß.
  2. Doch auch wer schon länger läuft, sollte sich regelmäßig vom Arzt untersuchen lassen. Einen solchen Check zahlt auch bei gesetzlich Versicherten alle zwei Jahre die Krankenkasse. Dieser sogenannte „Gesundheits-Check“ ist übrigens für jeden empfehlenswert, auch für „Nichtsportler.“
  3. Wer schon länger dabei ist, den reizt es oft, seine Grenzen auszuloten. Die nächste Teilnahme am 10-Kilometerlauf, Halbmarathon oder Marathon soll die neue Bestzeit und von Mitstreitern im Laufverein oder der Laufgruppe Anerkennung bringen. Steigern tut sich, wer sich neue Ziele setzt und konsequent drauf hinarbeitet. Nur ist es so, dass maßvoller Sport trotzdem wesentlich gesünder ist, als Extremsport und der Versuch, ständig an seine Grenzen zu gehen.
  4. Doping: ungesunder Ehrgeiz führt seit Jahren auch im Hobbysport dazu, dass immer mehr Aktive im Rahmen von Doping zu unerlaubten Substanzen greifen. Denn das heutige Leistungsdenken greift selbst im Breitensport um sich. Wenn die Vereinskollegen in relativ kurzer Zeit ungewöhnliche Leistungssteigerungen hinlegen, greifen durchaus auch Hobbysportler zunehmend zu Epo und Co., um nicht den Anschluss zu verlieren. Solche Substanzen erhöhen aber auch das Risiko, damit seinen Körper zu schädigen.
  5. Kommt es im Allgemeinen oder während es Sports im Brustkorb zu Schmerzen, Druck- oder Engegefühlen, so sollte der Gang zum Arzt obligatorisch sein. Die Alarmzeichen zu ignorieren und einfach weiterzutrainieren ist so ziemlich das Dümmste, was man jetzt machen kann.

Trotz Herzinfarktrisiko Laufen gehen?

Wird während der medizinischen Untersuchung ein erhöhtes Herzinfarktrisiko diagnostiziert, so ist mit dem behandelnden Arzt das weitere Vorgehen abzuklären. Für alle anderen gilt: trotz möglicher (und meist geringer) Risiken ist Sport gut für den Körper und die Gesundheit. Laufen ist nicht per se schädlich, sondern bietet eine hervorragende Schutzmöglichkeit gegen koronare Herzkrankheiten und damit beste Voraussetzungen, einen plötzlichen Herztod zu verhindern.

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